"Euro-Land, quo vadis?
Potentiale, Perspektiven und Stolpersteine"
Wir
hatten das Glück, Herr Prof. Hans-Joachim Jentsch zu diesem spannenden Thema zu hören. Er war 10 Jahre lang ( bis 2005 ) Verfassungs-Richter in Karlsruhe und ist Ehrenbürger der Stadt
Wiesbaden.
Er verfügt über eine sehr umfassende und ausgewogene
Sichtweise auf unserer heutige Situation in Europa, weil sein Bild nicht durch Eigen-Interessen eingeschränkt ist, wie wir es bei Politikern, Bankern oder Journalisten täglich
erleben.
Zunächst führte er uns zurück zu den Geburtsjahren des
vereinten Europa und machte noch einmal den Grund für diese Idee klar: Frieden in Europa! Nach
Jahrhunderten mit verheerenden Kriegen war der Wunsch nach Frieden die treibende Kraft für den Einigungsprozess in Europa.
Die Konstruktion für ein vereintes Europa sollte mehr
sein als ein Staaten-Bund, aber weniger als ein Bundesstaat. So entstand etwas Neuartiges: ein Staaten-Verbund.
D.h., in der Europäischen Union geben die National-Staaten Teile ihrer nationalen Souveränität an europäische Gremien
ab. (Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hatte 1000 Jahre Bestand mit einer ähnlichen Konstruktion, allerdings mit sehr wenigen Gremien: Kaiser und Reichstag.)
Aus der Sicht von Prof. Jentsch befinden wir uns auf
einem bisher sehr erfolgreichen Weg, der auf der ganzen Welt noch nie gegangen wurde. Deshalb gibt es keinerlei Erfahrungen. Und bei jeder Problemstellung müssen kreativ und gemeinsam Lösungen
gefunden werden, deren Konsequenzen nicht abzusehen sind. Das verlangt viel Mut, Zuversicht und Ausdauer von allen Beteiligten – nicht nur von den Politikern.
Er appellierte an uns alle, besondere auch an die
Medien, die positiven Erfolge des bisherigen Weges immer wieder in den Vordergrund zu stellen und nicht bei jedem Problem in Katastrophen-Szenarien „zu baden“. Dann kann das Europäische
Einigungs-Projekt ein positives Beispiel für die ganze Welt sein: Für eine friedliche Welt.